Ich konnte mir dies gar nicht mehr so richtig vorstellen: ein Leben ohne Kommunikation in Echtzeit. Ohne Internet, Skype, SMS, Whats up, Chat, Facebook, Twitter. Ohne meine Präsenz im virtuellen Raum scheine ich gar nicht zu existieren. Reflexartig war da auch klar dass wir für unsere Weltumseglung einen Blog haben müssen. Wir wollen ja unsere scheinbar so wichtigen Befindlichkeiten der Welt mitteilen können. Der Mensch ist ein soziales Wesen: Wenn niemand weiss was wir tun, dann existieren wir ja gar nicht.
Vielleicht habt Ihr aber ja bemerkt dass wir seit ein paar Wochen keine Bilder mehr auf unseren Blog laden. Nur schnöde Texte. Nicht dass es in Kuba nicht schön wäre. Hier in Cayo Largo umgeben uns unzählige Sandstrände mit türkis Wasser, welche jeden Ferienprospekt verblassen lassen. Doch Kuba ist ein Land ohne Internet. All unsere geliebten Kommunikationsformen und Gadgets liegen brach. Den Blog laden wir via Sailmail, eine super langsames Email –System das die Text-Daten über Kurzwelle überträgt. Und dann können wir noch telefonieren. Was allerdings schweineteuer ist.
Ein rückständiges Land also, welches scheinbar die so wichtige technologische Entwicklung der Menschheit verpennt. Im Westen leben wir immer schneller, und im Multitasking. Doch hier – pahhh! – sind alle sind soooooo langsam. Effizienz ist tatsächlich kaum das Alleinstehungsmerkmal Kubas. Überall scheint es zu viele Beamten für zu wenig Arbeit zu geben.
Doch dafür haben in Kuba alle ZEIT. Zeit, um einen kleine Schwatz zu halten. Zeit sich für das Gegenüber zu interessieren. Zeit um nachzufragen wenn man mal was nicht kapiert hat. Zeit für das scheinbar Nebensächliche. Dabei schaut niemand beim Plaudern nach jedem zweiten Satz auf das Display des auf dem Tisch liegende iPhone’s. Das vertraute Gepiepes und Geklingel ist nicht zu hören. Eine seltsame Ruhe umgibt das Land.
In der schnellen westlichen Welt lebt man hingegen im Takt der Dringlichkeiten: Zuerst muss ich noch die Emails und SMS checken, und dann habe ich Zeit für das was wirklich Wichtige. Also nie. Und falls doch: Das wesentliche Gespräch wird abgebrochen, weil das Telefon klingelt. Das kurzfristig Dringliche schiebt sich vor das längerfristige Wichtige.
In rückständigen Kuba, welches seinen Bewohnern den Zugang zum Internet verwehrt, hat man Zeit für soziale Kontakte. Reale, und nicht virtuelle, denn sie heissen noch Antonio, Pepe, Angelica – und nicht @google.com.
Offline zu leben ist echter Fortschritt. Viva la revolución.
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