Mit einer leichten Abendbrise tuckern wir vollgetankt und ruhig mit dem Motor in die Nacht hinaus. Am folgenden Mittag – die Winde haben auf Ost gedreht, also genau auf die Nase, umrunden wir Cap Formentor. Nicht mal den Anker brauchen wir in der ersten Bucht unserer ganz grossen Reise. Faul binden wir uns an eine zahlungspflichtige Boje in der Cala Formentor an. Noch immer schweben wir wie auf einer Wolke. Sind wir wirklich unterwegs?
Zwei Tage später setzten wir nach Menorca über und ankern in der Cala Macarela – für uns immer noch eine der schönsten Buchten im Mittelmeer. Nicht zu sprechen vom legendären Schafsrücken mit Pommes im chiriguito am Strand. Einmalig. Auf unseren früheren Reisen durchs Mittelmeer hat sich Menorca quasi zu unserem Hausrevier gemausert. Obligatorische Zwischenstation auf unseren Fahrten nach Korsika, Sardinien, Sizilen, Tunesien, Griechenland. Oder auch ganz einfach lange Sommerwochen rundum Menorca.
Logisch war folge dessen hier unsere erste Station der grossen Fahrt zu beginnen. Abnabeln und Ausprobieren. Vielleicht besser in einem uns bekannten Revier. Natürlich haben wir schon in Barcelona viele der Neuinstallationen und Neuanschaffungen probiert. Doch unter realen Bedingungen konnten wir praktisch nichts testen. Vor allem die grossen Neuigkeiten sollen also einen ersten Stresstest überstehen: Der Watermaker, die Windsteueranlage, die Kurzwellenanalge mit Pactor-Modem zum emailen, die autarke Energieversorgung mit Solarpanels und Windgenerator.
Die Testbedingungen sind ideal: Das Wetter ist miserabel. Juli im Mittelmeer? Eher Hamburg im November. Kalt, viel Regen, mal bläst’s von Norden, mal von Süden. So ankeren wir oft im Mahon. Dem neben La Valetta / Malta wohl grandiosesten Naturhafen des Mittelmeers. „Es gibt gutes Wetter, schlechtes Wetter und Mahón“ sagt ein Sprichwort. Uns trifft also die dritte Variante. Hätten wir vielleicht doch eine Heizung installieren sollen?
Kompensiert wird das ganze aber durch viele gute Freunde, die mit ihren Yachten hier sind. Beat und Maria mit ihrer LADY NADA, Elena und Manel mit der OYESBIEN, Marta und Guillermo mit der MINDANGO, Leon und Brigitte mit der FERIA, und auch die BICHO – eine Dufour 40 von Edu. Der halbe Hafen von Garraf scheint in Menorca zu sein. Und Kika, unser langjährige Freundin aus Ciutadela besucht uns mehrmals und hilft mit Tat und Rat.
Auch erhalten wir Besuch von unserer Nichte Lucia. Neunjährig und schon ganz Pirat! Wir geniessen die Woche mit ihr, erinnern uns zurück als Tochter Alba noch klein war und wir mit ihr auf unserer damaligen Yacht, eine Dione 98 namens COMIC, in den Buchten unterwegs war. Wir umrunden en conserva mit den MINDANGOS die Insel, so hat unsere Lucia mit deren Mar auch eine beinahe gleichaltrige Spielgenossin. Vielleicht haben wir der guten Lucia einen Floh ins Ohr gesetzt, wird sie mal auf eigenem Kiel nach Polynesien segeln (siehe auch: http://www.jessicawatson.com.au)?
Dies erlaubt uns auch, das vollgepackt Boot etwas zu ordnen und alle technischen Neuigkeiten zu probieren. Der Windpilot braucht viel Aufmerksamkeit, kommt aber am Ende ganz flott zum funktionieren, der Watermaker hat zwei undichte Dichtungen die leicht zu beheben sind. Doch sonst scheint sich alles zu bewähren. Die Batterien sind stets voll, soviel Energie wir auch verbrauchen. Wir mailen via Kurzwelle. Und natürlich passen wir tausende kleine Dinge an. Die eigentlich geplante Rückkehr nach Barcelona, um technische Anpassungen und Verbesserungen zu machen fällt somit unerwarteter Weise ins Wasser. Aber das kriegen wir ja genug von oben.
Hinterlassen Sie einen Kommentar