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2018-03-17T11:57:11+00:00 29 Januar, 2013|2013, Haiti|

Unser letzter Zwischenstopp vor Santiago de Cuba war die Insel Ille de Vache. Hier haben wir die bis anhin wohl eindrücklichsten Tage unserer bisherigen Reise verbracht. Denn Armut ist kein abstrakter Begriff.

Arm sein heisst beispielsweise keine Schuhe zu haben um in die eine Stunde entfernte Schule zu laufen, und ohne sie darf man nicht in die Schule. Eine arme Schule hat Klassengrössen von hundert Schülern. Arm sein heisst mal zwei Tage lang nichts essen – und vielleicht am dritten Tag etwas Reis vom Nachbar zu bekommen. Oder kein Geld zu haben um den Arzt, das Spital, die Medikamente zu bezahlen – und vielleicht dann sterben. Oder jahrelang in einem Zelt einer ONG zu leben…..

Das Leben ist hart in einem Land wie Haiti. Gebeutelt durch Naturkatastrophen wie Erdbeben, Hurrikane lebt die Bevölkerung am oder unter der Hungergrenze. Cholera und andere Seuchen sind Alltag. Aber auch die völlige Absenz des (Sozial-) Staates. Ohne Geld bleibst Du dumm und stirbst wenn Du krank wirst. Das ist die harte Realität.

Stunde um Stunde tauchen wir tiefer in die Kultur dieser Insel ein. Als einzige Yacht liegen wir in der perfekt ruhigen Bucht. Mit „Carma“, den wir als guide anheuern, machen wir eine ausgedehnt Dorfbesichtigung. Sogar zu einer Beerdigung werden wir eingeladen. Das Dorf liegt locker gegliedert im Palmenwald, grüne Rasenflächen um die bescheidenen Häuser. Wir interessieren uns für die hygienischen Verhältnisse: jeder hat sein eigenes Plumpsklo. Der Abfall wird dezentral vergraben. Das Trinkwasser wird in grossen Kübeln beim einzigen Brunnen im Dorf geholt. Nachts ist die Bucht dunkel, obwohl 500 Personen im Dorf leben. Denn auf der Insel gibt es weder Autos noch Elektrizität. Aber, oh Wunder: Mobiltelefone. Deren Batterien können an einer solarbetriebenen Ladestation geladen werden…

Zusammen mit zwanzig schwarzen Frauen fahren wir mit einem lokalen Segelschiff – die „Fähre“ – zum Wochenmarkt im benachbarten Dorf. Lebende Hühner, Schafsköpfe, gebrauchte Schuhe, Seeschlangen, undefinierbare farbige Pillen in Körben – ein farbenfrohes Chaos. Dort besichtigen wir auch das Waisenheim von Madame Flora. Wir sind zu tiefst berührt. Ihr werden aus ganz Haiti verwaiste Kindern gebracht, oftmals nahe am Hungertod, oder mit Krankheiten wie Epilepsie, Kinderlähmungen, Tuberkulose. Denn Erfolg ihrer selbstlosen Arbeit sehen wir in der dazugehörigen Schule. So viele strahlende Kinder als wir Luftballons verteilen.

Trotz aller Armut: Die Kinder lachen viel hier, alle grüssen uns freundlich, alle kennen Barça und Messi. Wir haben fast dauernd interessante Gespräche über die für uns so fremde Welt. „Carma“ sagt, er sei trotz allen Katastrophen glücklich. Denn alle Bewohner seines Dorfes haben den Hurrikan Sandy, der im letzten Oktober direkt über die Insel hinwegraste, überlebt. Nur Hunger mussten sie leiden. Wie relativ wird doch plötzlich alles.

NB. Lust was Gutes zu tun? Hier: www.friendsofileavachehaiti.com

One Comment

  1. Urs Dienstag, der 29. Januar 2013 um 19:24 Uhr - Antworten

    Wer von der Schweiz aus helfen will bzw. eine Schweizerdelegation unterstützen will, die auf Haiti Gutes tut, wird am besten Mitglied oder Spendende bei http://www.haitikinderhilfe.ch
    Ein Arbeitskollege von mir hat diese Organisation nach dem Erdbeben ins Leben rufen helfen.

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