Was wir in den vergangenen fünf Monaten in Polynesien – den Marquesas und den Tuamotus – erleben durften, lässt sich kaum zusammenfassen. Eine atemberaubende Landschaft, herausfordernde Segelrouten, den Kontakt zu einer tief in ihrer Kultur verwurzelten Bevölkerung. Und, für uns als Besucher wohl besonders ergreifend: Eine unglaubliche Gastfreundschaft. Allerorts begegnet man uns mit desinteressierter Freundlichkeit bei unserem Ankommen. Man plaudert, lädt uns zum Essen ein, beschenkt uns mit Früchten, hilft uns weiter bei jeglichen Fragen und Problemen. Ehrliche Freude, dass Fremde sie besuchen. Wo gibt es das noch in der Welt?
Im Atoll Kauehi kaufen wir im Supermarkt vier Bierflaschen und Besitzer Fred überlässt uns gleich sein Auto: Wir sollen doch heute morgen seine Insel erkunden und das Auto dann einfach wieder hinstellen. Falls er nicht da sei sollen wir den Schlüssel stecken lassen. Natürlich gratis.
Doch inzwischen sind wir in der dritten Inselgruppe Französisch Polynesiens angekommen. Die Gesellschaftsinseln. In Papeete, die Hauptstadt Tahitis, liegen wir nach neun Monaten ankern zum ersten mal wieder in einer Marina. Unglaublich, was es in der „zivilisierten“ Welt alles zu kaufen gibt. Ganz vergessen was man alles noch so brauchen würde um glücklich zu werden. Und doch; im riesigen Carrefour stocken wir unsere ausgeplünderten Bord – Vorräte wieder auf. Auch unsere Yacht kriegt ein paar Streicheleinheiten: Wir kaufen neue Gel – Batterien und ersetzten das halb untergehende Dinghi durch ein neues von Highfield; tropensonnenfest und mit Aluboden.
Zudem erhalten wir Besuch: Markus, Joana und Ihre kleine Tochter Pia kommen aus Peking für zwei Wochen an Bord. Was für ein kleiner Sonnenschein an Bord! Kindergequassel, das gab’s schon lange nicht mehr auf TUVALU. Wir geniessen es uns üben uns als Grosseltern. Zudem gibt es ein freudiges Widersehen mit den BALIMARA’s und den JOSHUA’s. Wir sind also umgeben von lieben Freunden. So soll es wohl sein in den Gesellschaftsinseln.
Nach einer Inseltour in Tahiti segeln wir schon bald weiteren durch die Inselgruppe. Moorea, Huahini und letztendlich zum allseits berühmte Bora Bora. Bald merken wir: die Gesellschaftsinseln sind anders. Geologisch ein Mix aus den Marquesas und den Tuamotus. In Mitten eines grossen Korallen – Rundriffs liegt nun statt einer Lagune eine hohe, grünbewachsene Insel. So sind alle Ankerplätze perfekt vom Südsee – Schwell geschützt. Man zirkelt zwischen Riff und Land im halbtiefen, korallenversetzten Wasser um die Inseln.
Doch oft wird das Anlanden mit dem Dinghi schnell zum schwierigen, ja oft unmöglichen Unterfangen. Nicht weil es keine Strände gäbe. Als wir in Bora Bora den einsamen Traumstrand eines der Inselchen am Riff betreten, schreit der Typ im daher brausenden Dinghi schon von Weitem: “OUT OUT OUT – GO GO GO“. Wir stehen perplex am Strand. Verstehen noch weniger als er englisch spricht. „PRIVATE ISLAND. OUT OUT“ schreit er weiter. Nun ist er angelandet und steht aufgeregt neben uns: „CAN’T YOU READ?“ und zeigt auf ein weisses Schild. Zeigt auf die Überwachungskamera an der Palme. Und dass der Chef in NEW YORK alles in REAL TIME sehe. Ich winke in die Kamera. „OUT OUT OUT“ brüllt er und schiebt unser Dinghi wieder ins Wasser. Sonst werde er „LOOS MY JOB“. Unwillig verstehen wir ihn nun doch. „Na na“, sage ich freundlich auf tahitisianisch, und „I love you too“.
Verschiedentlich werden wir in Bora Bora weggescheucht, abgeschoben, angeschnauzt. Hier ist fast alles PRIVATE. TABU. PRIVEE. Hunderte von diesen scheinbar typisch polynesischen Pfahlbauer – Bungalows der grossen Hotelketten der Welt stehen im Wasser. Hilton, St. Regis, Meridien. Alle im gleichen International tropic style of architecture. Hier übernachtet man für 700 USD die Nacht und ist herzlich willkommen, in perfektem englisch. Das Geld fliesst dann wohl nach NEW YORK. Schön ist es hier schon, ohne Zweifel. Der Traum der Südsee wird in Bora Bora zelebriert.
Wassertöffs brausen in James Bond – Getue durch die Lagune, Fallschirmgleiten hinter Motorbooten, man taucht zusammen mit Dutzenden anderen dort wo die Fische angefüttert werden. Übergrosse Auslegerkanus mit Aussenborder gleiten mit chinesischen Touristen durch die Lagune. Am Steuer singt ein Polynesier und klimpert gleichzeitig die Ukulele. Einen einzigen verwirrter Hai zog mal an mir beim schnorcheln vorbei. Er suchte wohl verzweifelt den Ausgang aus dem Riff. Beim sunset chillt man auf der Hotelterasse und trinkt Gin Tonic. Polynesia is so nice, isn’t it?
Und die Polynesier? Sie dürfen in den Luxus – Hotels arbeiten. Doch ärmlichere Häuser als ihre eigenen, meist abgesondert in der Bucht nebenan, haben wir in ganz Polynesien nicht gesehen. Schüttere Hütten. Müll liegt rum. Kaputte TV’s unter der Palme und kaputtes Plastikspielzeug, welches nie verrottet. Und niemand freut sich mehr ab unseren Besuch. Wie auch? Die Insel ist verkauft, und damit wohl auch die Seele. Das nennt man Zivilisation. Welcome to paradise.
So oder so ähnlich haben wir es schon von anderen Seglern gehört. Sie haben es vorgezogen , Bora Bora schnell wieder zu verlassen. Toller Bericht, Hans. Vielen Dank!!! Wir freuen uns schon auf die nächsten Eindrücke von euch. Liebe Grüße Peter&Margarete
Hola amigos. Que bien vuestros relatos de navegantes. Me encanta cada vez que nos poneis al dia. La Polinesia siempre ha sido ese lugar donde quiero ir algun día. Con esas experiencias que contais… Es muy peligroso porque no se si volvería a casa jajaja. Por supuesto Bora Bora es la que nos venden en España, pero que pena de capitalismo…
Sigan disfrutando de la vida. Un abrazo.
Susana