8€

2018-03-17T08:03:21+00:00 14 Februar, 2013|2013, Cuba|

Acht Euro, oder wenn man sehr gut ausgebildet ist, dann können es gar mal vierundzwanzig sein. Dies ist der kubanische Lohn. Ihr werdet Euch nun fragen: pro Stunde, Tag, Woche, Monat, Jahr? Acht Euro pro Monat. Dies zahlt der kommunistische Arbeiterstaat seinen Arbeitern. Eugenio sitzt den ganzen Tag am Tisch in dieser wunderbaren Villa im Kolonialstil. Sie soll schon bald (was heissen soll irgendwann mal) renoviert und in ein Hotel verwandelt werden. Damit niemand was stiehlt hat in der Staat hier abgesetzt. Vor ihm auf dem Tisch hat er einen grossen Sack Reis ausgeschüttet. Reiskorn um Reiskorn wird auf Insekten inspiziert. Er macht dies freiwillig, das Reis hat er von seiner Nachbarin. Denn sonst wäre es ihm schrecklich langweilig, einfach nur dazusitzen. So blüht er auch spürbar auf als er sich für uns für eine halbe Stunde in einen Architekturführer verwandelt. Zwei Tage arbeiten, und dann wieder zwei Tage frei – „descansar“ wie man so schön auf spanisch sagt. Acht Euro im Monat.

Roberto fährt Taxi. Fahrradtaxi, wir sitzen hinten auf der Bank, er strampelt vorne. Roberto ist Ingenieur für Wasseraufbereitung. Wie viele Kubaner hat er eine sehr gute Ausbildung, ist Akademiker. Unsere Fahrt vom Zentrum Cienfuegos in die Marina dauert etwa 20 Minuten und kostet 3 CUC, also etwa 2,4€. Wir verstehen Roberto, dass er seinen Staatsjob hingeschmissen hat und lieber als Kleinunternehmer Fahrradtaxi fährt. An guten Tagen erfährt er sich nun 24 Euro – dasselbe wie zuvor als Ingenieur pro Monat. Nun braucht er mehr Muskeln als Hirnzellen. Oder auch nicht.

Pupo hat mit 14 Jahren geheiratet. Seine Frau wurde schon mit 13 Jahren schwanger. Normalfall, aber einfach war dies nicht, auch nicht als Bauernkind. Heute hat die Familie drei Kinder. Seine Frau lockt Abends Turisten ins privat geführte Restaurant ihrer Tante. Pupo bietet Pferde – Exkursionen ins wunderschöne Hinterland von Trinidad an. Wir verbringen den ganzen Tag mit ihm und reiten zu einem wunderbaren Wasserfall. Abends schmerzen unsere Hinter, und Pupo ist 20 CUC reicher. Doch davon muss er noch staatliche Abgaben und das Futter und das Wasser für die Pferde zahlen. So bleibt an schlechten Tagen doch beinahe nichts mehr übrig.

Seit Raul Castro in Kuba an der Macht ist scheint sich einiges bewegt zu haben. Der Kommunismus ist etwas löcherig geworden. Überall bieten Kleinunternehmer Leitungen an, ganz legal. Was bei unserem ersten Besuch in Kuba im Jahre 2001 noch undenkbar war. Denn acht Euro Lohn im Monat sind einfach zu wenig. Auch wenn die Bildung und das Gesundheitssystem gratis sind, Wasser und Strom ebenso und man auch keine Miete und keine Steuern zahlen muss. Und alle haben Arbeit. Vieles ist also hier im Vergleich zu beispielsweise Haiti wirklich sehr gut. Doch Raul regiert trotzdem noch mit eisernen Hand, und Fidel schlurft da auch noch irgendwo rum. Realkommunismus.

One Comment

  1. Cecilia Freitag, der 22. Februar 2013 um 16:33 Uhr - Antworten

    Como os va familia? Supongo que la cobertura por Cuba no es nada buena. Aquí todo igual, aunque algo de trabajo nuevo va saliendo. Duc sigue aguantando. Espero que lo estéis pasando muy bien. Gran beso de Jorge y Cecilia

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