Alleine
Noch zwickt und muckt die Yacht hier und dort, doch nach dem Besuch von Alba und Ivan und vor dem Start hinaus in den Indischen Ozean bleibt mir ja noch viel Zeit. So dachte ich. Doch weit gefehlt, Murphy schlägt erneut zu, auf Grund der nicht enden wollenden letzten Probleme mit dem Motor und der Elektronik verzögert sich das Ausklarieren aus Malaysia. Die Nerven liegen wieder mal blank.
Dann, schon fast nicht mehr erwartet, ist es eines Tages doch so soweit. Alleine verlasse ich am 11. Januar Malaysia, segle in angenehmem Tagesschlägen langsam nach Thailand. Vereine mich wieder mit dem Meer, in einerIntensität wie es nur für Solosegler möglich ist. Meer, Wind, Wellen, Sonne, Mond – alles geht direkt in meine Seele. Navigare vivere est.
Auch wenn ich gar nicht wirklich alleine bin, wir sind ja zu zweit. Die Tuvalu und ich. Ich höre auf das leiseste Knirschen, Gurgeln und Knacken der Yacht, da etwas Streichel – Einheiten, dort etwas Kriechöl. Langsam finden wir nach der jahrelangen Trennung wieder zusammen um gemeinsam die Weltmeere zu erforschen. Ich erinnere mich daran, was mir mein Freund und Weltumsegler David Ruiz einmal kommentiert hat: das Schlimmste für einen Segler ist, wenn er das Vertrauen in seine Yacht verliert. Er damals in Horn Islands, ich unweigerlich in den langen Jahren der durch die Pandemie bedingte Absenz. So ist der vorab überprüfbare, Sicherheit gewährende technische Zustand der Yacht, stets eine Momentaufnahme. Denn die Zuversicht, dass der Motor auch mitten in der Nacht im Gewitter anspringt, der Wassermacher auch bei 8 Knoten Bootsspeed nicht ins Stottern kommt, die Solarpanels die Batterien auch unter Wolken genügend laden, hat mehr mit Glauben, mit Vertrauen und emotionaler Verbundenheit als mit seemännischem Know How, technischem Wissen oder Überprüfbarkeit zu tun. So dienen diese einsamen Tage zwischen Malaysia und Thailand vor allem einem: der Wiedergewinnung des Vertrauens. Der Überzeugung, dass mich die Tuvalu nie im Stich lassen wird, mich auch trotz allen Widrigkeiten der Natur und den Ungeschicken des Kapitäns sicher durch das Meer führen wird.
Unterwegs
Eine leere Gasflasche aus Stahl schlingert haarscharf am ach so dünnenhäutigen GFK – Rumpf der Tuvalu vorbei. Da sind mir die Delfine schon lieber, welche uns mehrmals stundenlang spielend begleiten. Mal noch ein schrulliges Holzboot, dass ich aber als Fischerboot und nicht als Piratenkahn herausstellt. Sonst bloss Wind, Wellen, Sonne. Keine Gewitter. Die kontemplative Weite, das Infinite des Meers. Nur selten konnte ich das Gefühl für die magischen Momente auf der Hochsee in den letzten Wochen beim Instandsetzen der Yacht präsent erhalten. Doch tatsächlich segle ich nun seit Tagen dahin. Im Indischen Ozean. Mit Marcos, einem wunderbaren Freund und weisen Mitsegler, der seit Phuket mit dabei ist.
Tausende von Meilen die zu besegeln sind, unendlich und unerfindlich liegen sie vor mir ausgebreitet. Man könnte planlos dahintreiben, doch die Winde schieben uns nach Westen. In die Zukunft. Nicobar, Sri Lanka, Maldiven, Djibouti, Red Sea. Worte, welche in mir Hoffnungen wecken, Zukunft versprechend. Auch Somalia, das Abgründe auftut – was ich aber lieber schnell wieder beiseite schiebe. Wohin es mich auch treiben mag: Bald werden sich die Worte in Realität verwandeln, die abstrakten Linien auf den Seekarten zu Gerüchen, Geräuschen, Kinder – Kreischen, kanufahrenden Indigenen, Palmen oder Sanddünen. Entziehen sich dem Abstrakten, dem Abstrahierten, werden zu wahrhaftigen Orten und Zeiten. Werden lebendig und greifbar.
Am 31. Januar – schon im Dunkeln mit dem schwachen Licht des Mondes – treffen wir auf den Maldiven ein und ankern sicher im tiefen Wasser hinter dem gefährlichen Korallenriff des Atolls. Früh am nächsten Morgen und noch halb verschlafen schallt der Betgesang aus der Moschee des Dorfs Uligam zu uns herüber. Wir sind angekommen.
¡Bravo Hans!
precioso relato que me traslada de nuevo a esas aguas. Bravo también por la confianza recuperada en el Tuvalu, te lo has currado un huevo y ahora solo queda el disfrute. Un abrazo a los dos desde el Mediterráneo que os espera este verano impaciente y con los brazos abiertos.
Hans, bravo por ti y bravo Tuvalú!!!
Nos alegra tener noticias frescas. Cada vez un pasito más cerca de casa.
Te deseamos los mejores vientos y buena proa en las próximas singladuras.
Un abrazo y besos
Eggi & Fabi