Wir kurven ums letzte Kap. Das Groß rattert runter, ich werfe den Motor an. Tiefrote Felsen umrahmen die Bucht, das Wasser ist türkisblau. Imma sucht einen geeigneten Sandplatz auf fünf Meter Wassertiefe, schiebt den Anker nach vorne. ¡Ahora! Der Anker fällt nach unten. Ich fahre rückwärts und schon liegen wir unverrückbar fest. Wie das Velofahren, einmal gelernt vergisst man es nie. Appetiterregende Gerüche steigen aus der Küche, Alba hat gerade fertig gekocht. Ein Traum einer Ankerbucht. Nur indigene Völker gibt es hier nicht, also keine Schulbesuche oder seltsame Ritualtänze.
Denn die Tuvalu steht noch immer einsam in Langkawi, da wo die Pandemie nun durch die Regensaison abgelöst wurde. Also wird die Rückreise ein weiteres mal aufgeschoben. Aber in Barcelona lebend, haben wir ja ein exzellentes Segelgebiet vor der Nase. So chartern wir für eine Woche in Menorca eine Dufour 405, und augenblicklich wähnen wir uns wieder auf der Tuvalu. Praktisch gleich groß, ein schönes Teak – Deck, ein guter Innenausbau, beste Segel – Eigenschaften. Bloß anstelle des großen Steuerrades zwei Kleine, so in der Mitte einen Durchgang zur Badeplattform auslassend.
Schnell erinnern wir uns an lang zurückliegende Familienferien. Hier in Menorca hat Alba mit neun ihren ersten Optimisten – Kurs gemacht, Sommer für Sommer sind wir damals um die Insel gekurvt. Viel zu entdecken gibt es nicht mehr, die Buchten kennen wir schon fast blind. Unglaublich schön sind sie immer noch. Doch Anfangs Mai hier zu segeln ist neu, beschert uns ein Flashback als wären wir in den 60er Jahren. Wir fahren in einsame Buchten, ankern als einzige Yacht, haben die ganze Natur nur für uns. So müsste es sein in den Balearen. Nicht wie im Juli / August, wenn sich hier in jeder Bucht die Yachten zu hunderten aufgeregt um einen knappen Ankerplatz balgen.
Natürlich hat dies seinen Preis. Das Wetter ist frisch. Baden braucht Überwindung. Abends sitzen wir kühl mit Mütze und Pullover im Cockpit. Zuerst haben wir südlich Winde, doch ab Mittwoch dreht der Wind nach Norden, der Tramontana beginnt in seiner gewohnten Stärke zu pusten. Wir segeln in den Süden. Son Saura, Macarella, Trebalúger. Alleine baumeln wir vor Anker während der Sturm mit 30 Knoten über uns fegt. Am Freitag dann ein harter Schlag zurück. Der Wind pfeift, die Yacht kränkt, wir legen uns auf die Seite und preschen mit achteinhalb Knoten dahin. Wenn alles umsteht, dann gilt hier wieder das alte Sprichwort: Es gibt gutes Wetter, schlechtes Wetter und Mahón.
Mi hijo me sigue recordando la última vez que estuvimos en Menorca, ¿Cuando vuelve el Tuvalu? 😉
Un buen viajero no tiene destinos fijos y no tiene intención de llegar. Lao Tse