Er kratzt sich kurz am Rücken, doch die Mango kann er sich problemlos mit dem linken Fuss ins Mund schieben. Offensichtlich bequem sitzt er da oben. 20 Meter über dem Boden, der lange Arm und das rechte Bein am Baum festgekrallt. Ich erinnere mich wie mir die Knochen pochen, wenn ich auf den Mast muss.
Runter kann er nur kurz, denn da sitzt Alpha Macho Thierry, und der hat hier das sagen. Aber ein kurzes Anlanden hinter seinem Rücken und ein schnelles Neu – Verproviantieren mit Bananen und Zuckerrohr toleriert der nimmersatte Thierry. Man will ja kein unnötiges Palaver wenn’s doch eigentlich genug für alle gibt.
Was unterscheidet d‘Mönsche vom Schimpans?
S‘isch nid die glatti Hut, dr fählend Schwanz
Nid das mir schlächter d‘Böim ufchöme,
nei ….
Mani Matter, der Schweizer Liedermacher aus den 60er Jahren, kommt mir sofort in den Sinn als ich die Orang-Utans hier im Urwald von Borneo sehe. Dazu fahren wir vorerst 15 Meilen den Kumai – Fluss hinauf, wo wir in einer braunen, unappetitlichen Brühe vor Anker gehen. Dann mit einem Flussboot in einen Seitenarm, hinein in den dichten, traumhaft schönen Urwald. Kurze Wanderungen führen uns zu den Orang-Utans. Da wo sie gepflegt, wissenschaftlich untersucht, und dann und wann einer – aus einem fernen Zoo – wieder ausgesetzt werden.
Unweigerlich fühlt man sich mit ihnen verwandt, vertraut, verliebt. Wir sind weniger pelzig, haben kürzere Arme. Aber sonst? Dasselbe Sozialverhalten in der Gruppe, dieselben Ausdrucksweisen und Gesten. Waren wir auch mal so vor ein paar Generationen? Sehe ich auch mal so aus, wenn ich mal richtig alt bin? Sie schauen zu ums rüber und denken wohl dasselbe.
Da hilft uns Mani Matter weiter:
Was unterscheidet d‘Mönsche vom Schimpans?
Das mir Hemmige hei.
Me stell sech d‘Manne vor wenn’s anders wär
Und s‘chäm es hübsches Meiteli derhär
Jetzt luege mir doch höchschtens chly uf d‘Bei
Well mir Hemmige hei
Tja. Da schau ich wieder zu den putzigen Orangs rüber. Mamis mit ihren am den Bauch gekrallten Babys. Teenager, die rumtrollen und sich von Ast zu Ast hangeln. Trump & Co könnten noch viel lernen. Wo ist da der vielgelobte Fortschritt?
Ps. Sorry wenn Ihr nicht Schweizerdeutsch könnt, aber hier zumindest das Video von Hemmige, in derVersion Stefan Eicher): https://www.youtube.com/watch?v=mRorQAwS_74
Ps. Mehr Fotos:
Eine schöne Version von Hemmige! Lohnte sich die mal wieder zu hören!
Ja und Mani Matter ging es schon ähnlich wie uns heute: „u wen i gseh, was hüt de Mänschheit droht…“ , nicht nur der Menscheit, noch mehr den Orang Utans.
Hoffentlich bewegt sich heute wenigstens die Schweiz in eine gute Richtung. Die Prognosen sind da immerhin gut.
Wie auch immer: die einfachen Dinge im Leben, Bananen, Mangos, in den Bäumen abhängen lohnen sich zu geniessen. Das sehen die Orang Utans wohl auch so.
…ja, es scheint es hat sich tatsächlich was bewegt, zumindest in der nun etwas grüneren Schweiz. Hier gäbe es noch viel zu tun – siehe allerneuster blog… una abrazo enorme, hermanito!