Wie ein Relikt liegt das letzte camakau, ein Ausleger – Kanu – am Strand in der Mosquito Bay in Vulaga. Vorbei sind die glorreichen Zeiten, als es noch mit prall gefüllten Segeln von Insel zu Insel zog. Als seine Artgenossen noch kreuz und quer durch die Lagune segelten. Als sie noch Stolz, Prestige und Statussymbol für deren Besitzer bedeuteten. An einsamen Stränden sehen wir sie vermodernd im Sand versinkend. Jenes der Mosquito Bay ist das Allerletzte, mit viel Patina, etwas lotterig, vom Alter gezeichnet. Doch noch immer segelt es.
Auch Seru’s Gesicht ist zerfurcht, wie ein schrumpeliger Apfel. Doch die Augen des undefinierbar alter Urgrossvater in im Dorf Naividamu blitzen lebhaft. Wir sitzen mit Ihm auf der Matte und er erzählt von seinem Vorfahren. Welche noch tonganesisch gesprochen haben. Nachfahren der grossen Meister des Kanu – Baus aus Tonga. Im spähten 18.Jahrhundert wurden sie vom tonganesischen König herübergeschickt, um zu zeigen wie man flotte Kanus baut. Hilfe zwischen gutgesinnten Nachbarn. Und Interesse an den Naturressourcen, wie wir gleich sehen werden.
Die nautischen Schreinermeister kamen in einem enormen Kanu rüber gesegelt. Doch in Lakeba, der Hauptinsel der Laus, fehlt es am richtigen, dauerhaften Holz, das vesi 1). Dieses wächst auf harten, felsigen Untergründen, was wohl seine mit Teak zu vergleichende Härte erklärt. Man segelt weiter in den Süden, von Atoll zu Atoll. Bis sich in Kabara und Vulaga endlich das gesuchte Baumaterial findet. Alles wird gebaut; vom kleinen Fischerkanu bis hin zum grossen Kriegskanu – 30 Meter lang, mit 40 Mann Besatzung und einem speed von 15 Knoten 2). So entwickelt sich die Insel unaufhaltsam zum nautischen Zentrum Fijis. Und langsam mischt sich die tonganesische Kultur mit der lau’schen, wird zum zweisprachigen Gebiet. Man kombiniert das Gute beider Kulturen. Vulaga prosperiert.
Bis vor wenigen Jahren die nächste technologische Revolution in Vulaga eintrifft. Dieses mal aus Japan, Korea. Sie heisst Yamaha, Suzuki oder Tohuatsu. Innert wenigen Jahren spült sie alles weg, was an jahrhundertalter Bootsbauerkunst aufgebaut wurde. Die Männer kaufen Plastikschiffe mit Aussenbordern, umständlich aus Suva importiert. Verlegen sich auf das schnitzten von tanoa’s (Kava – Schalen), Delfinen und Schildkröten, welche in Suva an Touristen verkauft werden. Irgendwie müssen sie nun ja das Benzin bezahlen. Dies nennt man technologischer Fortschritt.
1 intsia bijunga
2 “The Fiji connection revolved entirely about vesi timber: Tonga leaders sent there Tonga and Samoa canoe builders to Fiji to exploit this resource. The development was stimulated – even expedited by the introduction of metal tools to Tonga, which made exploitation of vesi hardwoods on a grand scale more feasible.” F.Clunie (Fiji historian)
3 “It’s velocity was almost inconceivable!” C.Wilkes, United States Naval Officer, 1840
Las velas son geniales! Nos vemos pronto, un beso.
Du schreibst so realistisch, ich habe Sehnsucht, hier ist es kalt und alles muss sooo schnell passieren!
Genießt Eure Zeit in der Südsee. LG Margarete