Segeln ist nicht immer nur türkis Wasser und schöne Inseln mit Palmen. Sondern dann und wann auch die Möglichkeit, eine privilegierte Sicht auf den Stand der Dinge zu haben.
Ab den 50er Jahren (also noch zur Franco – Zeit), hat sich die Mittelmeerküste zu einem der grössten Erfolge der spanischen Wirtschaft entwickelt. Die Deutschen und die Schweizer beginnen in Massen nach Spanien in die Sommerferien zu fahren. Der genius loci wird geprägt durch Strand, Meer, Paella, Bikini und Sangria – alles in Hülle und Fülle vorhanden und billig wie sonst nirgendswo. Sechzig Jahre später ist das Resultat eine beinahe durchgehende Strandstadt – von der französischen Grenze bis runter nach Malaga. An gewissen Orten von einer Dichte, die einem den Atem zerschlägt. Doch heute: „la crisis“? Ja natürlich, sogar sehr. Doch davon soll hier nun nicht die Rede sein.
Wunderbar beschrieben das städtebauliche Phänomen dieser hyperdichten Bandstadt (und mit studentischen Arbeiten der barcelonesischen Architekturfakultät ESARQ angereichert) im 1988 publizierten Buch „Costa ibérica, hacia la ciudad del ocio“ (Editorial: Actar) des niederländischen Architekturbüros MVRDV.
Unsere eigenen „Feldstudien“ betreffen Culleras, Calpe und Benidorm. Letzteres, das extremste Beispiel, steht bzgl. Skyline Manhattan in keiner Weise nach. Hunderte von Hochhäusern – die dichteste und höchste Stadt Spaniens.
Natürlich sind auch wir zuerst perplex. Doch dabei ist das Modell eigentlich gar nicht so schlecht. Jeder Tourist sieht aus seinem hoch über dem Strand schwebenden Hotelzimmer direkt aufs Meer. Was will man noch mehr? Eine radikale Optimierung eines funktionalistischen Städtebaus. Und sogar die Architektur ist noch ganz akzeptabel (was man allerdings in Culleras und Calpe nicht sagen kann). Dass man vielleicht keine Lust hat all die Hochhäuser zu sehen? Kein Problem, man schaut ja aufs schöne blaue Meer.
Und genau dort sind wir. Nun schon seit 48 Stunden baumeln wir an einer Boje vor der „Isla de Benidorm“, mit atemberaubender Sicht auf die Skyline. Und hier haben wir das Glück alle Hochhäuser zu sehen. New York City in Spanien.
Ja, ich bin ja Architekt und kein Tourist. Und ehrlicherweise müssen wir gestehen, dass uns das Ganz ganz gut gefällt……
Das sehe ich genauso. Siehe http://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-BAUNETZWOCHE_169_1037047.html
Gruß,
Anneke