love

2018-03-16T15:23:26+00:00 30 November, 2013|2013, Honduras|

Von unserer aktuellen „Heimat“ Honduras hat man diese Tage auch in der internationalen Presse lesen können. Soeben standen Präsidentschaftswahlen an. Gewonnen haben scheinbar – typisch Politiker – beide Kontrahenten. Der eine offiziell. Die andere wenn kein Wahlbetrug stattgefunden hätte. Das Land mit der weltweit höchsten Mordrate (vier mal höher al Mexiko, zehn mal höher als die Schweiz) hätte wahrlich eine bessere Politik nötig.

Wie in vielen Staaten in Zentralamerika sind die Symptome schnell erzählt. Doch schwierig zu ändern.

Die Parteien, die Politiker und die Richter sind korrupt, der ganze restliche Staatsapparat natürlich ebenso. Der Polizeiapparat ist ohne Mittel und viel zu klein. Man verdient schlecht, knapp über dem Mindestlohn von 400CHF. Logischerweise ist man so anfällig auf Bestechung. Dafür blüht das Business der privaten Sicherheitsfirmen. Das Gewaltmonopol liegt somit nicht mehr beim Staat. Kein Wunder bleiben dann selbst Morde meist ohne irgendwelche Konsequenzen.

Die Oberschicht ist schmal und besitzt fast allen Reichtum (inklusive sind sie die Besitzer der privaten Sicherheitsfirmen…). Und alle anderen mausarm. Jeder zweite lebt mit weniger als ein Dollar pro Tag.

Bist Du arm, dann kriegst Du keine Bildung, keine Medizin. Denn auch das Bildungs- und Gesundheitswesen ist weitgehend privatisiert. Viel Lehrer warten seit Monaten auf ihren Lohn – der Staat ist pleite.

Man stirbt schnell in Honduras. Denn obiges Panorama ist der Nährboden für das organisierte Verbrechen. Das Land ist Durchlaufstation von 50% des in der USA konsumierten Kokains.

In French Harbor auf der Insel Roatán besuchen wir ein weiteres mal eine Schule. Sie liegt – und wir sind ja nun schon etwas abgebrüht – in einem wirklich extrem armen Quartier. Obwohl es den Bewohner in ihren Hütten wirklich an fast allem zu fehlen scheint empfangen sie uns unglaublich herzlich.

Rosaria, eine etwa 75 jährige Grossmutter führt uns von Haus zu Haus. Alle sind irgendwie verwandt mit ihr. Als sie noch ein Kind war sei das Wasser der Lagune kristallklar gewesen und sie hätten direkt vor dem Haus gefischt und nach Shrimps getaucht. Seit aber die Amerikaner mit ihrer Shrimps – Fischerflotte hier stationiert haben, hat der Fortschritt die Natur zerstört. Littering – auch von den Bewohnern – machen aus der Lagune eine stinkende, braune Brühe. Auch die Natur steht auf der Seite der Verlierer.

Prof. Delvin führt uns durch die Schule, das Merino’s Education Centre der Leonard Ashley Bilingual School. Trotz der schäbigen Konstruktion und der einfachsten Ausstattung haben wir wohl noch kaum je einen so engagierten Schuldirektor sprechen hören. Die Primar- und Sekundarschule ist privat, aber das Schulgeld der Mehrheit der Schüler wird von privaten Stipendiengebern subventioniert – eine Art Patenschaft. Zur Kontrolle schickt die Schule den Gönnern alle 2-3 Monate die Noten. Trotzdem. Wenn’s eine Zukunft für Honduras gibt, dann hier. Bei den Kindern in der Schule. Make love not war.

Ja, und vielleicht fragt ihr Euch: Warum in der Hölle fährt TUVALU nach Honduras? Das Festland meiden wir tunlichst. Doch die Islas de Bahía (Utila, Roatán, Guanaja) liegen einfach auf dem Weg nach Panama. Und froh sind wir darüber allemal. Denn draussen blässt es inzwischen mit über 40 Knoten – 8 Beaufort. Wir liegen in der exzellenten Ankerbucht von French Harbour und verkriechen uns im Schiff. Draussen regnet es fast ununterbrochen und horizontal. Das Schiff torkelt an der Ankerkette hin und her. Nach 24 Stunden Gepuste sind wir zumindest sicher dass der Anker hält. Wir schauen Videos, spielen Roomie und rücken zusammen. Make love not war.

 

5 Comments

  1. Marcos Samstag, der 30. November 2013 um 09:04 Uhr - Antworten

    Hola amigos
    Gracias por enseñarnos este mundo a los que vivimos en otro mundo.
    Un abrazo
    Marcos

  2. leon Dienstag, der 3. Dezember 2013 um 18:02 Uhr - Antworten

    je je buena manera de pasar los temporales , jugando claro

  3. Uli Dienstag, der 3. Dezember 2013 um 20:29 Uhr - Antworten

    Schöner Bericht, auch wenn er melancholisch stimmt! Mach weiter so tolle Fotos mit der neuen Kamera! 🙂

  4. Kurt & Katharina / Flor do Mar Mittwoch, der 4. Dezember 2013 um 18:58 Uhr - Antworten

    Die Eindrücke sind grandios. Die philosophischen Exkurse gefallen, ebenso die Fotos. Es ist tröstlich zu vernehmen, dass glücklich sein nicht an Reichtum gekoppelt ist. Weiterhin günstige Winde!

  5. Martin Geilinger Mittwoch, der 11. Dezember 2013 um 19:26 Uhr - Antworten

    Liebe Hans und Imma
    Neben den herrlichen Blogs – dieser macht schon etwas traurig. Es gibt aber doch Hoffnung: junge Honduraner, die für etwas Gerechtigkeit kämpfen. Ein Beispiel: http://www.reformiert.info/artikel_13121.html
    Gruss – Martin

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Managed by Immediate Bitwave